Recap | SUPERRR Lab goes re:publica 23

The background of the image shows this year’s republica logo. An orange background with bold black letters that display the word cash. In the middle of the image, the round SUPERRR Lab logo is depicted

Auch dieses Jahr war das Team von SUPERRR Lab und Friends bei der re:publica 23, die unter dem Motto “Cash” stand, mit dabei. Die Bandbreite an Themen, die wir einbringen konnten, war groß: Von Panels, die sich um Nachhaltigkeit, feministische Digitalpolitik oder muslimische positive Zukunftsgestaltung drehten, einer Keynote zu den ausbeuterischen Arbeitsbedingungen von Contentmoderator*innen, bis hin zu einem Workshop und Meetup, welcher intersektional-dekoloniale Ansätze in Zukünftearbeit vereint.

Der UN Global Digital Compact – Globales Buzzwordbingo oder echte Gestaltungschance für ein #SustainableDigitalAge

Von links nach rechts: Dr. Julia Pohle, Elisa Lindinger und Marcel Dorsch

Was genau ist der „Global Digital Compact”? Welche Ziele verfolgt er und wie können wir uns als (Welt-)Gesellschaft effektiv daran beteiligen? Darüber diskutierten am Montagabend Elisa Lindinger (Co-Founderin SUPERRR Lab) gemeinsam mit Dr. Julia Pohle (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung), in der von Marcel Dorsch (Coalition for Digital Environmental Sustainability CODES) moderierten Panelrunde Fragen rund um den "Global Digital Compact", der auf dem im September 2024 stattfindenden Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen verabschiedet werden soll.

Content Moderation: Exploitation as a Service

Von links nach rechts: Daniel Motaung und Julia Kloiber

"The biggest problem of content moderation is that we're [content moderators] expendable or easily replacable." — Daniel Motaung, Whistleblower und Labour Rights Activist

Julia Kloiber (Co-Founderin SUPERRR Lab) und Daniel Motaung kritisierten in ihrer eindringlichen Keynote am Dienstag die menschenverachtende Situation, in der sich Contentmoderator*innen seit Jahren befinden. Ohne die wichtige Arbeit der Contentmoderator*innen würden keine Social Media Plattformen existieren - doch trotz ihrer unverzichtbaren Rolle werden sie unter ausbeuterischen Umständen beschäftigt. Gemeinsam erörterten Whistleblower Daniel Motaung und Julia Kloiber, wie Widerstände zunehmen, und Arbeiter*innen sich zusammenschließen, um für ihre Rechte zu kämpfen und für bessere und gerechtere Arbeitsbedingungen in der Zukunft einzustehen. Die Keynote ist jetzt als Stream auf dem YouTube-Kanal der re:publica verfügbar.


Today Is Gonna Be the Day: Auf dem Weg zu einer feministischen Digitalpolitik

Von links nach rechts: Elisa Lindinger, MdB Anna Kassautzki, MdB Misbah Khan und Bianca Herlo

Der Andrang und das Interesse waren groß in der gut besuchten Session zur feministischer Digitalpolitik, die am Mittwoch stattfand. Dort diskutierten Elisa Lindinger (SUPERRR Lab), Mitglieder des Bundestags Misbah Khan (Bündnis 90/Die Grünen) und Anna Kassautzki (SPD) sowie Designforscherin Dr. Bianca Herlo (Weizenbaum Institute for the Networked Society) über Machtstrukturen und Komplexität - und darüber, wie diese aufgebrochen werden könnten. In einem regen Austausch wurden Vorstellungen und Ideen einer Digitalpolitik entwickelt, die aus einer feministischen Perspektive heraus agiert, und gesellschaftliche Bedürfnisse im Blick behält. Wie verschieben sich unsere Prioritäten, und was können wir konkret tun, um endlich loszulegen mit der gerechten Digitalisierung? Welche Maßnahmen müssen wir als nächstes ergreifen, um die Versprechen einer feministischen Digitalpolitik “Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Nachhaltigkeit” einzulösen?

„Wenn man einen intersektional-feministischen Ansatz verfolgt, dann gibt es keine universalgültigen Lösungen”  — Bianca Herlo

Intersektionalität verdeutlicht die Bedeutung eines ganzheitlichen und differenzierten Blicks auf die Gestaltung einer feministischen Digitalpolitik. Indem die Vielfalt von Menschen und die Komplexität sozialer Probleme anerkannt werden, könne ein inklusiverer Rahmen geschaffen werden, der gerechtere und nachhaltigere Lösungen fördert.

„Wir tendieren oft dazu, gesellschaftliche Probleme mit Technologie lösen zu wollen. Damit ignorieren wir die Komplexität von Herausforderungen. Es ist wichtig, diese Komplexität anzuerkennen.“  — Misbah Khan

Fazit: Es ist an der Zeit, unsere Denkweisen zu erweitern und die tiefgreifenden Veränderungen anzugehen, die für eine wirklich feministische Digitalpolitik erforderlich sind.

Muslim Futures - Empowering Approaches to Creatively Imagining Positive Futures

Von links nach rechts: Makan Fofana, Ouassima Laabich, Sara Bolghiran und Anja Saleh

Bei dem Panel "Muslim Futures - Empowering Approaches to Creatively Imagining Positive Futures" tauschten sich Muslim Futures Lead Ouassima Laabich, Autorin, Künstlerin, Kuratorin und Muslim Futurist Anja Saleh, Autor und Künstler Makan Fofana (La Banlieue du Turfu) sowie Doktorandin Sara Bolghiran (Islamic Studies, Leiden University) zu dekolonisierenden Ansätzen bei der kreativen Vorstellung positiver Zukunftsperspektiven aus.

 

Ouassima Laabich eröffnete die Runde mit folgender Fragestellung: “What happens when we dare to dream, dare to be delusional?”, welche die Panelist*innen dazu anregte, über die Möglichkeiten des Träumens und das Verlassen konventioneller Denkmuster im Kontext dekolonialer, muslimischer Zukünfte nachzudenken.

Anja Saleh, die über ihre Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen berichtete, betonte die Notwendigkeit, Träume aktiv zu dekolonisieren und forderte zu Folgendem auf: “They [children, teenagers and young adults] are taught what they are allowed to dream. We have to break with that. Our dreams are colonised."

Makan Fofana teilte eine eindrückliche Beobachtung über sein Projekt “La Banlieue du Turfu”: "If I ask my friends if it's possible to become successful without leaving the banlieue, they say no. It's unimaginable... Songs, movies all show people on their way out, not a future in which they can and want to stay.”

Sara Bolghiran betonte die Bedeutung der Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und letztendlich der Zukunft in dekolonialen Räumen. Sie erklärte: "Quite often in decolonial spaces there is the idea that you have to replace basically everything, every concept. But thinkers were always interconnected. Histories are interconnected. This needs to be acknowledged, it is at the core of decolonising.”

Das Muslim Futures Panel verdeutlicht die immense Wichtigkeit, bestehende (Zukunfts-)Vorstellungen und Normen zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und selbstbestimmte Räume für kreative und dekolonisierte Träume und Visionen zu schaffen. Indem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbunden und eine breitere Palette an Möglichkeiten in Betracht gezogen werden, können transformative und inklusive Visionen für positive Zukünfte kreiert werden.

Critiquing Futuring and Foresight: How to Move From the Centre to the Margins

Von links nach rechts: Quincey Stumptner und Feven M. Keleta

Ebenfalls im Rahmen von dekolonisierenden Zukünften verfolgten Quincey Stumptner (Foresight Lead) und Feven M. Keleta (Communications Lead), die bei SUPERRR Lab am Projekt "Futuring from the Margins" arbeiten, in ihrem Workshop sowie Meetup eine intersektional-dekoloniale Heransgehensweise an der Schnittstelle zu kritischem Futures Thinking. Der Workshop und das Meetup waren eine Plattform für den Austausch als auch Vernetzung mit den Teilnehmer*innen und eine Möglichkeit, gemeinsam Wege des Denkens abseits der dominanten Diskurse innerhalb der Zukünftegestaltung zu beschreiten.

Wir bedanken uns bei den fantastischen Organisator*innen und allen Teilnehmer*innen der re:publica 23 und freuen uns auf nächstes Jahr!