Futures Literacy for Civil Society
Zukünftekompetenz als (zivil)gesellschaftliche Praxis
Wie würde eine Welt aussehen, in der wir bestmöglich ausgestattet sind, gerechte, solidarische und fürsorgliche Zukünfte zu gestalten? In der wir nicht nur mutige Ideen und Visionen haben, sondern auch die Werkzeuge und Methoden, um diese Wirklichkeit werden zu lassen?
Futures Literacy ist die Kompetenz, unterschiedliche Zukünfte zu imaginieren, zu antizipieren und zu planen. Sie ermöglicht es uns, unsere Erzählungen über das, was war, ist und sein könnte, kritisch zu befragen – alternative und wünschenswerte Zustände zu imaginieren, nach denen wir kollektiv streben und für die wir streiten möchten. Futures Literacy lädt dazu ein, noch ungewohnte Gedanken und hoffnungsvolle Wege einzuschlagen und die sind dringend nötig, denn es gibt viel zu tun. Rechtsruck, wachsende soziale Ungerechtigkeit, Kriege, Umweltkatastrophen. Die Liste an Krisen ist lang, die Komplexität enorm, der Frust groß. Gerade wir als Zivilgesellschaft sind oft so beschäftigt mit Schadensbegrenzung im Hier und Jetzt, dass für weitsichtige und kühne Utopien wenig Platz bleibt.
Wie lässt sich das ändern? Wie können wir, wie meine Kollegin Ouassima so schön beschrieben hat, literate in der Zukünftepraxis werden, lernen, fließend Zukünfte zu sprechen? Wie können wir vom Mangel in die Fülle kommen? Als feministische Praxis, aber auch als Momentum, das Wandel und Freiräume für neue Visionen und Handlungsspielräume ermöglicht?!
Gemeinsam mit Futures Probes und 15 Personen aus 13 zivilgesellschaftlichen Organisationen machen wir uns auf den Weg, Zukünftekompetenz als Prozess und (zivil)gesellschaftliche Praxis zu erproben und etablieren. „Futures Literacy for Civil Society” ist unser Pilotprogramm zur Stärkung des Zukunftsmuskels. Zusammen mit BIWOC Rising, das NETTZ, Deutsche Aids Hilfe, D64, Hafiza Merkezi, HateAid, Institute for Strategic Dialogue, Junge Islam Konferenz, Netzforma*, Neue Deutsche Medienmacher*innen, Radikale Töchter, Romnja Feminist Library und Wikimedia begeben wir uns auf eine Lernreise: Wie kann Futures Literacy uns dabei helfen, den Herausforderungen und Krisen unserer Zeit etwas entgegenzusetzen, dominante Erzählungen zu hinterfragen, alternative Szenarien und Visionen zu entwickeln? Und wie können wir als zivilgesellschaftliche Akteur*innen diese Visionen in konkrete Maßnahmen und Handlungsmöglichkeiten übersetzen, mit denen wir strategisch auf wünschenswerte Zukünfte hinarbeiten können?
Als Lernreise verstanden, dokumentieren wir die Auseinandersetzungen mit den kritischen Theorien und Methoden aus dem Futures Thinking Repertoire, die wir in die Entwicklung einer feministischen Methodologie übersetzen werden. Wir sind (vielleicht) größenwahnsinnig und glauben, dass Wissen gerecht produziert und transferiert werden kann und muss. Wir haben den Anspruch in Verwobenheiten zu denken und wagen den Versuch die dekolonialen, feministischen und somit kritischen Interventionen in die Welt zu tragen. Wie genau kann das in diesem Rahmen aussehen?
Ausgehend von der Expertise der Teilnehmer*innen erkunden wir in drei Sessions, wie ein feministisches Internet für alle angesichts der aktuellen und künftigen Herausforderungen aussehen könnte. Mit einer intersektional feministischen Perspektive adaptieren wir kritisch verschiedene Futuring-Methoden für den zivilgesellschaftlichen Sektor, um gerechte, resiliente und fürsorgliche Zukünfte zu entwerfen.
Am 7. Juni starten wir unsere gemeinsame Reise, der so viele Gedanken und Gespräche und die Arbeit so vieler kluger und wunderbarer Futurist*innen, Aktivist*innen, Denker*innen, Praktiker*innen und Freund*innen vorausgegangen sind. Wir können es kaum erwarten zu sehen, wohin sie uns führt – welche neuen Wege und Verbindungslinien sich auftun, Lernerfahrungen, Inspirationen und Gedanken sich entfalten. Was passiert mit uns als (Zivil)Gesellschaft, wenn wir uns im Zukünfte sprechen üben, unser Imaginationsmuskel wächst, wir Futures Literacy als Alltagspraxis etablieren? Lasst es uns herausfinden!