Wir haben Fördergeld zurückgegeben! Unerhört? Im Gegenteil.
Im Non-Profit-Bereich habe ich oft den Satz gehört: „Jetzt ist das Geld für das Projekt da, jetzt machen wir das auch.“ Wir haben uns kürzlich aktiv dagegen entschieden – und für mich und SUPERRR war das die richtige Entscheidung. Ich finde, dass wir als Feminist*innen gerade über Förderungen und Geld offener sprechen sollten, weil es auch hier letztendlich um Macht geht. Deshalb ist hier die Geschichte, wie es dazu kam:
Eigentlich überlegen wir bei SUPERRR sehr genau, ob wir uns auf eine Förderung bewerben oder ob wir Geld annehmen. Dabei stellen wir uns Fragen wie:
- Zahlt das Projekt auf unsere Strategie und Mission ein? Wenn nicht, finanziert es uns vielleicht, bringt uns aber von unserem eigentlichen Ziel ab.
- Ist es eine logische Fortsetzung unserer bisherigen Arbeit? Sonst macht es vielleicht ein Arbeitsfeld auf, das wir mit unserer Expertise und unseren Netzwerken überhaupt nicht abdecken können.
- Haben wir dafür die notwendigen Kapazitäten im Team, oder können wir einem neuen Teammitglied mit dem Projekt eine längerfristige Perspektive geben? Sonst drängen wir damit uns oder neue Kolleg*innen in prekäre Situationen.
- Und natürlich: Können wir es vertreten, von einer Geldgeberin Unterstützung anzunehmen, oder sind wir in unseren Zielen soweit auseinander, dass für uns daraus Gewissenskonflikte oder ungewollte Abhängigkeiten entstehen?
Manchmal läuft es nicht wie geplant
Und obwohl wir vorausschauend und bewusst agieren wollen, klappt es manchmal doch nicht. Wie in diesem Fall:
Seit fast einem Jahr beschäftigen wir uns intern mit dem Thema Digitale Gewalt. Es ist uns wichtig, weil viele darüber sprechen, aber zu selten miteinander: Die Stimmen Betroffener und ihrer Unterstützerinnen, die Ansätze von Gruppen mit (staats-)machtkritischem Ansatz und das Wissen von Menschen mit technischer Expertise sind zu selten im selben Raum.
Wir hatten die Möglichkeit, diese Stimmen in einer Studie zusammenzubringen und das Thema digitale Gewalt endlich zu durchdringen. Aber wegen Krankheiten und Wechseln im Team konnten wir das Projekt letztendlich nicht stemmen, ohne uns dafür konstant zu übernehmen.
Nein sagen fällt schwer
Als Aktivist*innen haben wir es verinnerlicht, am Start zu sein – und sein zu müssen. Etwas nicht zu tun, das fällt uns schwerer als über unsere Grenzen zu gehen. In diesem Fall war diese Entscheidung genau die richtige. Auch das ist feministisch: Manchmal nein zu sagen, auch wenn wir gerne ja sagen würden.
Beim Geldgeber, der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, sind wir damit auf offene Ohren, Verständnis und viel Unterstützung gestoßen. Dafür bedanken wir uns!